Das Wichtigste beim Lesen!
Das Wichtigste beim Lesen ist, dass man nach dem Lesen immer sagen kann, was man gelesen hat oder besser, was man verstanden hat. Aber die Krone des Lesens ist es, sagen zu können, was oder warum man Gelesenes nicht verstanden hat.
Wenn man etwas falsch oder nur teilweise verstanden hat, dann ist das nicht schlimm. Schlimm ist nur, wenn man nicht nachfragt oder sich immer sicher ist, alles richtig verstanden zu haben, es also nur verstanden zu haben glaubt, ohne sich zu vergewissern, indem man es versäumt, durch Inhaltsangabe das Verstandene anderen oder einem Autor auf Korrektheit prüfen zu lassen.
Wenn man aber den Text gar nicht sinngemäß wiedergeben kann, dann aber schweigt, dann ist das nicht allein fehlender Mut, sondern mehr noch: Dummheit oder Faulheit!
Wenn man also einen gelesenen Text nicht richtig verstanden hat, dann sollte man ihn getrost ein zweites und ein drittes Mal lesen. Das kann dann enden mit dem Satz: Ach so! Oder man erkennt: Man kann den Text auch anders verstehen, je nachdem, welche eignen Erfahrungen man beibringt oder welche Interessen einen selbst oder einen anderen Leser leiten.
Wie wird man da staunen, wenn ein Freund das Gelesene ganz anders oder zumindest etwas anders verstanden/gelesen hat! Wenn man aber nach dem Lesen nicht mit eignen Worten sagen kann, was man gelesen hat oder wie man das Gelesene verstanden hat, dann ist das sehr schlecht, denn das wäre gleichbedeutend mit der Feststellung, dass man den Text GAR nicht gelesen hätte. So geht es manchen Schülerinnen, die zwar einen Text gelesen haben, aber ihn auf Nachfrage nicht mit eigenen Worten wiedergeben können. Ein guter Schüler ist dann nicht wirklich ein guter, der den Text gleich richtig gelesen hat und den Inhalt sinngemäß wiedergeben kann, sondern der, der ihn (vielleicht nach mehrmaligem Lesen) nicht verstanden hat, aber sagen kann, dass er ihn, oder was und warum er ihn nicht verstanden hat. Fragende Schüler sind dann des Lehrers beste Schützlinge! Solche Schüler sind lernfähig und wissbegierig; sie helfen, Texte zu durchdringen und merken dann, was es alles zu entdecken und zu verstehen gibt.
Erwachsengeworden sind die Schüler, die nie nachfragen, solche, die eben Zusammenhänge und auch gesprochene
Texte nie oder nicht richtig verstehen. Sie fallen gern rein auf Ideologien und auf einfache Sätze; sie können nicht differenziert denken und stellen nichts in Frage, sondern wählen rechte
Parteien. Die haben nämlich auf alles einfache, leicht verständliche Texte als Antwort. Sie sehen nie das Ganze, weil sie nie in die Tiefe von Texten und nie in die Breite der Zusammenhänge
eingedrungen sind.
Sie verstehen nicht die Komplexität von Problemen und Prozessen und bevorzugen daher einfache Lösungen und Antworten.
Wenn wir wollen, dass Menschen mündig werden und lernen, Texte zu hinterfragen, wenn sie also richtige (Wahl-)Entscheidungen fällen können sollen, dann müssen wir dafür sorgen, dass sie lesen lernen und das Gelesene richtig verstehen und zu interpretieren wissen; dann müssen wir also die Lesekompetenz fördern.
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